Das Arbeiten mit einer Wippdrechselbank ist ein über 500 Jahre altes Handwerk. Bereits im Mittelalter wurden die mit einem Fußpedal betriebenen Maschinen zur Holzbearbeitung eingesetzt.
Als ich das erste Mal eine solche Wippdrechselbank sah, war ich begeistert von der Einfachheit der Mechanik und der Ruhe während des Arbeitsprozesses.
Die schlichte Holzkonstruktion funktioniert ganz ohne Maschinenkraft. Der Mensch selbst ist die treibende Kraft. Mittels eines Fußpedals wird das zu bearbeitende Werkstück in Bewegung gesetzt. Eine Schnur überträgt die Bewegungsenergie. Diese ist am Pedal befestigt und läuft mit zwei Windungen über das Werkstück zur Wippe. Das Werkstück selbst wird nur von zwei Metallspitzen gehalten und kann so frei rotieren. Bei jedem Tritt auf das Pedal wird das Werkstück über die Zugkraft des Bandes in Rotationsbewegung zum Drechsler hin gedreht. Bei jedem Loslassen des Pedals wirkt die Zugkraft der Wippe, z.B. ein biegsamer Haselzweig, der die Schnur wieder zurückzieht und das Werkstück vom Drechsler weg rotieren lässt.
Das Abheben von Holzspänen mit dem Meißel und der sogenannten „Röhre" ist nur bei der Vorwärtsrotation möglich. Ruhephase und Arbeitsphase wechseln sich also in kurzen Abständen in einer ruhigen Regelmäßigkeit ab. Die vielen Bewegungsabläufe, vom gleichmäßigen und stetigen Treten des Pedals über das beobachten der Rotationsrichtung bis hin zum sicheren Führen des Meißels fordern volle Konzentration und einige Übung. Sobald sich ein durchgängiger Bewegungsrhythmus eingestellt hat, ist das Arbeiten an der Wippdrechselbank eine wunderbare Sache.
Mit dem Bau einer Wippdrechselbank bei Alexander Hess (Wuchs und Werk) und dem dazu gehörenden Ziehpferd habe ich meine Möglichkeiten in der Holzbearbeitung erweitert. Für mich geht es darum, zweckfreie Formen zu entwickeln und diese in meine skulpturalen Arbeiten zu integrieren.
Die bisher entstandenen wippgedrechselten Hölzer aus saftfrischem Grünholz haben reduzierte Formen. Die Kombination von Holz und Stein macht es mir möglich, besondere Farbkontraste zu setzen und mit verschiedene Oberflächen zu spielen. Die Möglichkeiten in der Arbeit mit dem „runden Holz“ bergen eine Gestaltungsvielfalt, die für mich eine Bereicherung und gleichzeitig eine Herausforderung bedeuten.
Ich bin selbst gespannt - mal schauen was geht!